Haselstauden 2.0: Die ewige und teure Baustelle

Jetzt steht er also da – der neue Betonkoloss in Haselstauden
Einen Architekturpreis wird dieses Veranstaltungsgebäude kaum gewinnen, widerspricht es doch in seiner wuchtigen Ausführung allem, was den vielzitierten Vorarlberger Bau-Stolz eigentlich ausmacht. Statt sich harmonisch ins Ortsbild von Haselstauden einzufügen, dominiert ein massiver, dunkler Baukörper das neue Zentrum – ohne Rücksicht auf Maßstab, Atmosphäre oder Nachhaltigkeit.
Wir Dornbirner Grünen haben dieses Projekt von Anfang an kritisch betrachtet – und konsequent dagegen gestimmt.
Normalerweise zeichnet sich die städtische Hochbauabteilung durch ein gutes Gespür für ressourcenschonendes, zukunftsfähiges Bauen aus. In diesem Fall aber wurde ein überdimensionierter Betonbau mit über 5.000 Kubikmetern verbautem Beton errichtet – ein Gebäude, das im Sommer enorme Hitze speichert und abstrahlt, und das ästhetisch wie ökologisch keine überzeugende Antwort auf die Herausforderungen unserer Zeit liefert.
Auch finanziell sprengt das Projekt alle bisherigen Rahmen – und macht deutlich: Wer so baut, schaut nicht in die Zukunft.

Ein teures Dorfzentrum für Haselstauden
Das neue Dorfzentrum in Haselstauden kostet 35 Millionen – ohne die neue Volksschule, die hat bereits 14 Millionen gekostet. Die Turnhalle und die alte Volksschule wurden abgerissen, statt sie zu sanieren. Neu gebaut wurden eine Tiefgarage mit 40 Plätzen, ein Veranstaltungssaal mit 400 Plätzen, der besser ins Bahnhofsquartier gepasst hätte, ein Haus für Kinderbetreuung und eine neue Turnhalle.
Was noch immer schmerzt: Für die Abfahrt zur Tiefgarage wurde eine 100-jährige Thuje gefällt.
Die Wirtschaftsschule wird im vormaligen Kindergarten eingerichtet, der dafür saniert wird. Das bezahlt die Stadt allein, obwohl es sich um eine Bundesschule handelt. Die Dornbirner Grünen fragen seit 2021 nach, ob mit dem Bund über eine Kostenbeteiligung überhaupt verhandelt wurde. Nein, das wurde erst auf Veranlassung des Obmannes des Prüfungsausschusses (Manfred Hämmerle, ein Dornbirner Grüner) initiiert, so die damalige Bürgermeisterin. Wir wissen noch immer nicht, ob der Bund sich beteiligen wird.
Der Vorschlag der Dornbirner Grünen, Kleinkindbetreuung dezentral in Haselstauden und nicht nur in einem vierstöckigen Betongebäude ohne Garten zu realisieren, wurde nicht aufgenommen.
Im Zuge der Neubauten wurden die frisch errichteten Betonstufen am Nordrand des Vorplatzes der Volksschule abgerissen, ebenso ein neu errichteter Unterstand für Fahrräder und Abfalltonnen. Solche Fehlplanungen kosten sechsstellige Beträge zusätzlich.
Was spielt im Veranstaltungshaus Haselstauden?
Auch beim neuen Koloss von Veranstaltungshaus bleiben viele Fragen offen. Es verfügt über zwei große Räume – das Foyer und den Saal mit rund 400 Plätzen. Was dort künftig stattfinden soll, ist derzeit noch unklar. Es wäre sinnvoll, diese Räume vorrangig lokalen Vereinen zur Verfügung zu stellen – denn genau diese brauchen leistbare und gut zugängliche Infrastruktur.
Doch bis jetzt sieht die Realität anders aus: Die Technik im Veranstaltungshaus ist so aufwändig, dass sie nur von professionellen Techniker*innen des Kulturhauses bedient werden kann. Das erhöht die laufenden Kosten deutlich – auch für Vereine. Wir Grüne haben uns deshalb früh für eine einfache, selbsterklärende technische Ausstattung ausgesprochen, die eine eigenständige und dadurch günstige Nutzung ermöglicht.
Nur so hätte das Veranstaltungshaus auch tatsächlich zu einem Ort für alle werden können – und nicht zu einem exklusiven Vorzeigeobjekt mit hohen Zugangshürden. Es gibt zurzeit zwar eine Tarifstruktur für die Vermietung, jedoch noch keine Idee, wie das Haus gefüllt werden kann. Das Kulturhaus hat mit bei den Sälen „Dora“ und „Bira“ in bester Lage nach Jahren des Bemühens eine gute Auslastung erreicht. Die Messehallen (Link) gibt es jedoch auch noch. Die sind nicht leicht zu füllen, wie an den geringen Mieteinnahmen und den dünn gesäten Veranstaltungen sichtbar wird. Die Stadt Dornbirn hat sich also in eine recht scharfe Konkurrenzsituation gebracht mit dem Saal „Studa“ in Haselstauden.

Haselstauderstraße muss endlich sicherer werden – Wo bleibt die Begegnungszone?
Die dringend notwendige Neuplanung der Haselstauderstraße sowie die Einbindung des Haselstauder Bachs – beides langjährige Forderungen der Dornbirner Grünen – sind bis heute nicht umgesetzt. Noch immer steht dort die Tafel „Freiwillig Tempo 30“ – aus unserer Sicht ist eine solche Tafel eine politische Bankrotterklärung. Dabei wurde von Seiten des Landes längst ein verpflichtendes Tempo 30 für die L3 in Aussicht gestellt.
Wir sagen: Das reicht nicht. Was es wirklich braucht, ist eine echte Begegnungszone. Die Gemeinde Wolfurt zeigt längst, dass auch Landesstraßen entsprechend umgestaltet werden können. Eine solche Lösung würde den Straßenraum für alle Altersgruppen deutlich sicherer machen und vor allem die gefährlichen Querungen im Zentrum von Haselstauden endlich entschärfen.
Mit der Neugestaltung des Straßenraums steht nun die letzte Bauetappe im neuen Haselstauder Dorfzentrum bevor. Wir drängen darauf, dass das Land hier schnell in die Umsetzung kommt.
Das bedeutet zwar leider: Die Baustelle geht weiter.
Aber es bedeutet auch: Jetzt besteht die Chance, das Zentrum von Haselstauden wirklich lebenswerter und sicherer zu machen – wenn man den Mut zu guten, verkehrsberuhigten Lösungen hat!
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