Eine Fahrradgeschichte in Bildern - aus Paris

Eine Fahrradgeschichte in Bildern - aus Paris
Place de la République - so schaut es jetzt praktisch überall in Paris aus: Fahrräder!

Zuletzt war ich 1997 in Paris, das war ein anderes Zeitalter. Damals herrschte das Auto uneingeschränkt. Jetzt, im Mai 2025, ist alles anders. Die sozialistischen Bürgermeister:innen Bertrand Delanoë und Anne Hidalgo haben seit etwa 2000 einen Kulturwandel angeschoben.

Eines der schwerwiegendesten Probleme von Paris war die Luftverschmutzung. Schon Bertrand Delanoë hatte deswegen damit begonnen, das Seine-Ufer umzugestalten, Fahrradwege und eine Straßenbahn zu errichten und ein Leihfahrradsystem ("Velib'") zu etablieren. Die Vorbereitungen für die olympischen Spiele 2024 halfen, etliche nicht so populäre Maßnahmen durchzusetzen:

5,5 km2 verkehrsberuhigte Zone zwischen Seine, Oper, Place de la République und Place de la Concorde. Tempos 20 und 30 km/h fast überall, auf Stadtautobahnen 50 km/h, hohe Parkgebühren, insbesondere für SUVs. Vor allem aber wurde das Fahrrad zum wichtigsten Verkehrsmittel nach der Metro. Und das ging so:

In jeder Straße, wirklich überall, kann mit dem Fahrrad in jede Richtung gefahren werden. Jede Einbahn ist für das Fahrrad geöffnet. Sackgassen, die zu Fuß oder mit dem Rad passierbar sind, werden auch konsequent beschildert.

Sehr genaue Beschilderung: Fahrräder können durchfahren, und dürfen auch parken

Rote Ampeln gelten für Autos, Motorräder und -roller - aber nicht für das Fahrrad! Keine rote Ampel hat nach meiner Beobachtung Radfahrer:innen daran gehindert, einfach weiter zu fahren - egal ob rechts abgebogen, geradeaus gefahren oder nach links geschwenkt wurde.

Das Radfahren wurde sicherer duch bauliche Abtrennung. Diese wurde nur möglich durch eine Neuverteilung der Flächen - zugunsten des Radverkehrs.

Baulich getrennter Radstreifen

Überall wird mit Bodenmarkierungen darauf hingewiesen, dass und wo mit Fahrradverkehr zu rechnen ist.

Die Bodenmarkierung sagt: Hier gibt es Radverkehr!

Umleitungen werden sorgfältig überlegt und beschildert. Es bleibt offenbar nicht den Baufirmen überlassen, ob sie daran denken, dass es ja auch Radverkehr gibt.

Umleitungen werden sorgsam umgesetzt

Besonders wichtig ist in Paris das Fahrradverleihsystem "Velib'" (Velo-Freiheit). Viele verwenden statt eines eigenen Fahrrads, für das in der eng gebauten Stadt oft wohl der Platz in Kellern und Wohnungen fehlt, ein Leihrad. Velib' hat dafür eine Konzession der Stadt und betreibt an 1451 Ausleihstationen 20.600 Fahrräder, zum Teil elektrische.

Türkise Räder sind elektrisch, grüne sind mechanisch, links der Mitte die Säule zum Buchen

Mittlerweile gibt es weitere Fahrradverleihsysteme, auch ohne fixe Stationen. Leihscooter hingegen wurden wieder verbannt.

Ergebnis dieses Kulturwandels:

Die Luftverschmutzung nahm um 40% ab, die Stimmung hat sich völlig verändert. Paris ist in Feierlaune, überall sind viele junge Menschen mit Fahrrädern und zu Fuß unterwegs. Das Radfahren ist sicher, Unfälle mit Todesfolge für Radfahrer:innen gab es fast nur mit LKWs ohne Abbiegeassistenten.

Wohin man blickt - das Fahrrad ist da! Und es gibt Platz dafür.

Es war eine Freude, durch die ganze Stadt zu düsen. Deshalb meine warme Empfehlung: Fahrradurlaub in Paris!

Auch Dornbirn will eine fahrradfreundliche Stadt werden. Das sollte doch zu schaffen sein! Wir bleiben dran.