Der neue Karrensteg ist fertig

Der neue Karrensteg ist fertig
Der neue Steg über die Dornbirner Ache bei der Talstation der Karrenseilbahn

Text: Juliane Alton, Dieter Jussel

Jetzt gibt es zwei "rostige" Stege aus COR-TEN ® - Stahl über die Dornbirner Ach: Bei der Birkenwiese und beim Karren.

COR-TEN ® Stahl ist ein wetterbeständiger Baustahl, der von United Steel in den USA entwickelt wurde und in Europa von der schwedischen Firma SSAB in Lizenz produziert wird. Wenn er dem Wetter ausgesetzt wird, bildet sich an der Oberfläche eine Rostschicht, die die Bauwerke vor weiterem Korrosionsangriff schützt.

Der alte Karrensteg ist - noch - (24.7.2025) zu besichtigen: Er gleicht in seiner Konstruktion den Stegen im Stadtzentrum, die Stahlkonstruktion ist jedoch konventionell mit einer Stütze in der Mitte und sie ist zum Korrosionsschutz grün gestrichen. Der Steg ist sehr schmal – wer ihn je mit dem Kiki zu queren versuchte, weiß welche Millimeterarbeit das ist.

Neben der heutzutage unzureichenden Ausführung, hat auch der Zahn der Zeit an diesem Bauwerk seine Spuren hinterlassen. Ein Neubau war also durchaus notwendig. Die Notwendigkeit der städtebaulichen Wirkung des Stegs an dieser Stelle, kann diskutiert werden. Zwei zentrumsnahe Stege sind sehr einfach und kostengünstig ausgeführt: Der Nummern- und der Egeten-Steg.

Der Nummernsteg verbindet das Hatlerdorf mit dem Stadtzentrum. Er ist stark genutzt

Als für die Erneuerung des Karrensteges im Stadtplanungsausschuss von einem Kostenrahmen von 1,944 Millionen Euro +/- 20% für einen neuen Steg die Rede war, schlugen die Grünen als erstes vor, dass die Stadt eine solche Alu-Brücke um ca. 300.000 Euro kaufen und über die Ach legen möge. Diese Idee fand keinen Anklang. Dort müsse, weil es ein touristischer Hotspot sei, etwas Repräsentables errichtet werden. Deswegen seien 2 Millionen und ein geladener Architekturwettbewerb gerechtfertigt.

Diesem Gedanken hätten auch die Grünen folgen können, aber eins nach dem andren. Im Zug des folgenden Planungsprozesses schlugen die Grünen auch vor, den neuen Karrensteg etwa 65 Meter flussaufwärts auf Höhe des Parkplatzes zu errichten, denn dort wäre keine 150.000 Euro teure Anhebung des Radwegs am linken Flussufer notwendig gewesen. Auch dieser Vorschlag wurde abgelehnt. Weiters schlugen die Grünen vor, im Architekturwettbewerb Holz als Baumaterial fest zu legen. Heimisches Holz ist als Baumaterial im CO2 Abdruck unschlagbar und optisch hätte eine Holzbrücke die Architektur der neuen Karrenseilbahn-Talstation ideal ergänzt. Dieser Vorschlag wurde ebenso abgelehnt.

Dagegen wurden folgende Kriterien von der Stadtplanungsabteilung für den Architekturwettbewerb formuliert:

  • Dialog mit der Umgebung sowie Qualität des Außenraumes;
  • Funktionalität der Einbindung in die Netzstruktur;
  • Architektonische Gestaltung und konstruktive Konzeption;
  • Gestalterische und funktionelle Umsetzung;
  • Wirtschaftlichkeit in der Errichtung, im Betrieb und in der Erhaltung.

Der Stadtplanungsabteilung waren die Baukosten anscheinend unwichtig, denn die "Wirtschaftlichkeit" reihte sie an letzter Stelle der Projektkriterien. Im Architekturbewerb geladen werden sollten außerdem die - aus Sicht der Grünen - üblichen sattsam bekannten Architekturbüros die mit vielen Aufträgen bedacht werden.

Stadträtin Juliane Alton beantragte einen offenen Wettbewerb an Stelle eines geladenen. Das wurde abgelehnt, das sei teurer (!) und koste mehr Zeit. Zum Architekturwettbewerb geladen werden sollten außerdem die - aus Sicht der Grünen - üblichen Architekturbüros, die regelmäßig mit Aufträgen bedacht werden. Als nächstes fragte sie, ob es den Mitarbeitern der Abteilung nicht peinlich sei, immer die gleichen Architekten einzuladen? Offenbar nicht. Dennoch erreichten die Grünen zwei Verbesserungen:

  • Es wurden sieben statt nur vier Büros eingeladen
  • Der Kostenrahmen wurde an die erste Stelle gesetzt und den Jurymitgliedern klar kommuniziert, dass die Kosten ein entscheidender Faktor seien.

Am 12. Juni 2024 entschied sich eine aus Architekten, Bauingenieuren und dem damaligen Vizebürgermeister Julian Fässler bestehende Jury für das Projekt von archmp moosbrugger pfandl zt gmbh (Dipl.Ing. Helmut Pfandl und Mag.arch. Bertold Moosbrugger), ein Dornbirner Büro - eines, das ursprünglich nicht eingeladen gewesen wäre.

Die Entscheidung für das Siegerprojekt durch die Jury wurde so begründet (Auszug):

Die unterschiedlichen Uferhöhen der Dornbirner Ache werden in der Formgebung des geschweißten Kastenträgers aufgenommen und in eine einfache sowie spannungsvoll inszenierte Formgebung des «Überspannens» der Ach weiterentwickelt. Durch die topografisch gegebene, geneigte Geh- und Fahrbahnfläche entstehen mit der horizontal geführten Untersicht des Trägers unterschiedlich hohe Randbereiche und somit eine konisch zulaufende Trägerform, die dem Steg eine innere Spannung im Ausdruck verleiht, die dem Bild eines kraftvollen Sprungs über die Ach gleichkommt.

In der Stadtvertretungssitzung am 12.12.2024 wurde schließlich der Baubeschluss für den Neubau des Karrenstegs gefasst:

  • Die Errichtungskosten von ca. € 1.100.000,00 brutto, auf Kostenbasis November 2024 +/-10 %, werden festgelegt.
  • Der Baubeginn ist für das Frühjahr 2025 geplant. Die Baufertigstellung soll bis Frühsommer 2025 erfolgen.
  • Die entsprechenden Budgetmittel werden im Voranschlag 2025 berücksichtigt.

Die Kosten sollen mit 260.000 Euro über die Bundesförderungen "KlimaAktiv Radnetzausbau" und mit 500.000 Euro über das "Kommunale Investitionsprogramm 2025" aufgebracht werden, sodass dieStadt einen Betrag von 340.000 Euro zu finanzieren hat.

Für das Budget der Stadt ist das gut, für uns Steuerzahler:innen macht es keinen Unterschied ob städtische oder Bundesmittel verwendet werden - es ist alles Steuergeld.

Die Grünen haben den Beschluss teilweise mitgetragen, da eine Erneuerung des Karrenstegs gerechtfertigt war, obwohl aus Sicht der Grünen eine wesentlich kostengünstigere, den ästhetischen Anforderungen der Stadtplanungsabteilung durchaus auch entsprechende Ausführung gefunden hätte werden können, deren Kosten bei ca. einem Drittel oder bei der Hälfte der geplanten Kosten gelegen hätte.

Um in der Architektensprache zu bleiben: Wir haben wir jetzt eine Brücke, die zwar die wenig greifbare Impression des Sprunges über die Ach bietet, aber dagegen wenig nutzbare Aufenthaltsqualität hat, weil sie nicht überdacht ist. Es ist daher wenig einladend, den Flusslauf z.B. vor oder nach einer Karrenwanderung zu betrachten und als Ruhepol zu nutzen.

Die Materialwahl erscheint in diesem Naturraum vollkommen deplatziert, weil der rostige COR-TEN ® - Stahl keinerlei Bezug zu den Materialien des Neubaus der Talstation oder der sonstigen Umgebung, geschweige denn der Karrenseilbahn als technisches System bietet. Er stellt auch sonst keinen historischen Bezug zur Umgebung her. Die beiden Bauwerke Karrensteg und die neu gestaltete Seilbahn Talstation stehen in ihrer Materialsprache in keinem Dialog. Sie stoßen sich gegenseitig ab. Wir hätten das leicht anders haben können.

Angesichts der anspruchsvollen Vorgaben der Stadtplanung sprechen wir der Abteilung Tiefbau in der Ausführung des Projektes ein großes Lob aus. In allen Phasen der Abwicklung wurde - nicht zuletzt auf Grund des Drucks der Grünen - größtes Augenmerk auf die Einhaltung der Kosten und des Zeitrahmens gelegt. Die Brücke wurde als Ganzes mit Hilfe eines Sondertransports angeliefert und mit zwei Mobilkränenan an einem Tag montiert. Das ist wunderbar gelungen.

Es gibt jetzt keine Rampe mehr, der Steg ist auf gleicher Höhe mit beiden Ufern