Bio-Vorzeigebetrieb Martinsruh?

Bio-Vorzeigebetrieb Martinsruh?
Foto: Hanno Thurnher

2014 haben Grüne darauf aufmerksam gemacht, dass sich die Stadt Gedanken zu ihrem Gutshof machen muss. Es war klar, dass der Pächter 2018 in Pension gehen würde. Eine Weitergabe des Pachtvertrags innerhalb der Pächterfamilie war nicht gewünscht.

Wie also sollte Martinsruh weiter bewirtschaftet werden? Durch einen privaten Landwirt? Durch eine städtische Verwalterin wie früher? Sollten die desolaten Gebäude abgerissen und die landwirtschaftlichen Flächen an unterschiedliche Landwirt:innen verpachtet werden? Damit wäre die Geschichte des städtischen Guts, das 1916 zur Versorgung des Spitals gegründet worden war, beendet gewesen.

Auf Druck der Grünen richtete der damaligen Vizebürgermeister Martin Ruepp eine Arbeitsgruppe ein, die 2014 einmal und dann jahrelang nicht mehr einberufen wurde – „Martin ruht!“ hieß die Devise.

2017 stellten die Grünen das Konzept eines Jugendgutshofes vor. Daraufhin wurde in einem Rundschreiben das Interesse unterschiedlicher Sozialunternehmen an der Bewirtschaftung des Hofes abgefragt. Etliche zeigten Interesse, darunter das Kinderdorf. Doch während Ruepp möglichst wenig Mühe und Kosten mit dem Gutshof haben wollte, war es seinem Parteikollegen, Landwirtschaftskammerpräsident Josef Moosbrugger wichtig, dass eine Bauernfamilie den Hof bewirtschaften sollte. Also wurde aus dem Sozialbetrieb nichts.

Flächenausstattung von Martinsruh

2020 erreichten die Grünen einen Beschluss, dass aus Martinsruh ein Bio-Vorzeigebetrieb werden sollte. Eine Ausschreibung erfolgte, ein Umweltschutzkonzept war erstellt. Es gab sieben Bewerbungen, die interessanteste war eine Kooperation von erfahren Biolandwirt:innen mit Arche Noah und Obst- und Gartenbauverein. Die Bewerber:innen gingen davon aus, dass die Stadt sich um ihr desolates Eigentum kümmern und notwendige Investitionen tätigen würde. Doch dagegen sträubte sich der Landwirtschaftskammerpräsident nach Kräften. Nach heftigem Gerangel blieben zwei Bewerber übrig. Einem der beiden sollte der Betrieb schließlich übergeben werden, womit die Grünen nicht einverstanden waren. Da er jedoch der Verwaltung gegenüber unkorrekte aufgetreten war, wurde auch er ausgeschieden.

In der neuen Gemeindevertretungsperiode ab 2020 erneuerte sich die Arbeitsgruppe, dem letzten Bewerber wurde ein Prekarium angeboten, er bewirtschaftet auf dieser unsicheren Basis den Betrieb und hat ihn erfreulicherweise auf Bio umgestellt. Doch viele Anforderungen der Stadt blieben unerfüllt, nicht zuletzt ein ansehnliches Außenbild des Hofes, der an einer vielbefahrenen Radroute liegt.

Schließlich hatte die Bürgermeisterin noch die Idee, auf dem besten Acker von Martinsruh einen Badeteich errichten zu wollen - auf einer Fläche, wo Getreide und Gemüse angebaut werden können und gute Erträge erwirtschaftet werden. Das veränderte noch einmal die Ausgangslage - bis die Idee des Badeteichs scheiterte: Der Grundwasserstrom war zu schwach, um eine ausreichende Erneuerung des Badewassers zu gewährleisten.

"Probebohrung" für den Badeteich, Foto: Juliane Alton

Eine erneute Ausschreibung des städtischen Gutshofes im Jahr 2024 ergab zwölf Bewerbungen, von denen mittlerweile noch zwei übrig sind. Wie es weitergeht, ist offen. Mittlerweile liegen keine Rücklagen mehr auf der städtischen Budgetposition Martinsruh. Die Anlagen sind deswegen aber nicht weniger desolat.

Insgesamt: Eine Geschichte des Scheiterns und ein großer Verlust für die Stadt.