Ab in die Schule - selbstständig und sicher

Trotz legaler Möglichkeit seit Oktober 2022 gibt es in Dornbirn noch keine Schulstraßen – sichere, autofreie Zonen vor Volks- und Mittelschulen zu Stoßzeiten. Dabei steigern sie die Sicherheit, fördern Motorik und Unabhängigkeit der Kinder und verbessern Luftqualität wie Gemeinschaftsgefühle.

Ab in die Schule - selbstständig und sicher
Photo by Jakub Żerdzicki / Unsplash

Schulstraßen in Dornbirn – Warum gibt es sie (noch) nicht?

In Dornbirn gibt es immer noch keine Schulstraßen rund um Volks- und Mittelschulen. Obwohl es seit 2022 in Österreich rechtlich möglich wäre, vor Schulen zu den Stoßzeiten Straßenabschnitte für den motorisierten Verkehr zu sperren.

Das heißt, am Morgen können Kinder bequem und sicher alleine in die Schule gehen und auch bei Schulschluss gibt es keine gefährlichen Situationen durch große Autos, die einzelne Kinder abholen. Das bringt viele Vorteile für die Schulgemeinschaft: es macht das unmittelbare Schulumfeld sicher und stärkt die Selbstständigkeit der Kinder.

Seit wann sind Schulstraßen in Österreich möglich?
Schulstraßen wurden mit der 33. Novelle der Straßenverkehrsordnung (StVO) zum 1. Oktober 2022 rechtlich eingeführt. Diese Novelle verankerte Schulstraßen als eigenes Instrument in der StVO mit einem neuen Verkehrszeichen und einheitlichen gesetzlichen Regelungen.

Damit standen Gemeinden ab diesem Zeitpunkt erstmals formal Möglichkeiten offen, Schulstraßen ohne komplizierte Einzelgenehmigungen einzurichten, allerdings sind Städte und Gemeinden für die Umsetzung verantwortlich. Graz etwa begann sofort mit der  Einführung erster Schulstraßen, die teils begleitet durch physische Barrieren und eindeutige Beschilderung für mehr Sicherheit vor den Schulen sorgen.

In Vorarlberg gibt es bislang nur wenige Schulstraßen, zwei davon in Lustenau. In Bregenz gibt es seit 2017 den Gut-Geh-Raum vor der Volksschule Schendlingen mit einem Kfz-Fahrverbot an Werktagen von 7.15 bis 17 Uhr.

Grüner Antrag 2023 für Schulstraßen abgelehnt
Im Juli 2023 forderten die Dornbirner Grünen sichere Schulwege durch eine Schulstraße vor der Volksschule Markt, um im zentralen Stadtgebiet Erfahrungen damit zu sammeln. Der Antrag bekam jedoch aufgrund der Ablehnung von FPÖ und ÖVP bedauerlicherweise keine Mehrheit. Dabei spricht sich die Polizei in Dornbirn für Schulstraßen aus. Seitdem wird bei den meisten Verbesserungen im Mobilitätsbereich auf das Gesamtverkehrskonzept vertröstet, das im Juli 2025 schon auf der Tagesordnung stand, aber leider immer noch nicht beschlossen wurde.

0:00
/0:50

Stadträtin Juliane Alton fordert Schulstraßen - hier bereits 2023 im Bezirk Markt

Vorteile von Schulstraßen
Dabei liegen die Vorteile von Schulstraßen ganz klar auf der Hand:

1. Mehr Sicherheit
Schulstraßen reduzieren den Elterntaxi-Verkehr und damit die gefährlichen Situationen durch Rangieren, Halten in zweiter Spur und auf Gehsteigen oder unübersichtliche Wendevorgänge. Sie schaffen einen geschützten Raum, in dem Kinder sicher zu Fuß, mit Rad oder Roller zur Schule kommen können.

2. Förderung der aktiven Mobilität
Indem Kinder zu Fuß oder per Rad zur Schule kommen, stärken sie ihre motorischen Fähigkeiten, Orientierungslust und Konzentration. Der aktive Start in den Schultag wirkt sich positiv auf Lernbereitschaft und geistige Leistungsfähigkeit aus.

3. Bessere Luftqualität und weniger Lärm
Weniger Autos bedeuten weniger Emissionen und Lärm in der unmittelbaren Schulumgebung. Das stärkt die Gesundheit der Kinder und Lehrenden.

4. Sozialer Mehrwert und Gemeinschaftsraum
Schulstraßen schaffen Raum für Begegnung und Geselligkeit. Kinder und Eltern können sich im geschützten Bereich frei bewegen, ins Gespräch kommen und der Weg zur Schule wird zu einer alltäglichen sozialen Erfahrung, nicht nur zu einem reinen Transport.

5. Erhöhen Unabhängigkeit der Kinder und Eltern
Kinder lernen selbstständig und sicher unterwegs zu sein und auch Eltern erhalten Unabhängigkeit zurück, da sie nicht andauern Kinder von A nach B chauffieren müssen.

6. Einfach und kostengünstig umsetzbar
Schulstraßen erfordern meist nur Verkehrszeichen, temporäre Absperrungen (z. B. Poller, Gitter) und gelegentlich Freiwillige zum Auf- und Abbau, jedoch keine großen baulichen Investitionen. In Lustenau werden sie auch ohne temporäre Absperrungen zu den Kfz-Fahrverbotszeiten umgesetzt und das wird gut eingehalten.

Schulwege in Dornbirn: viele einzelne Bemühungen aber wenig strukturelle Unterstützung
Vor nahezu jeder Volksschule zeigt sich in Dornbirn ein ähnliches Bild: In den engen Straßen rund um das Schulgebäude bringen noch immer viele Eltern ihre Kinder mit dem Auto bis direkt vor das Tor. Schmale Gehwege und Zufahrten werden dabei von haltenden Autos blockiert. Das ergibt eine Situation, die besonders für die Kinder gefährlich ist, die den Schulweg eigenständig und zu Fuß bewältigen. Ohne erwachsene Begleitung sind sie in diesem dichten und unübersichtlichen Verkehr oft in einer unsicheren und schwierigen Situation.

Dabei sind es meistens nur etwa zehn Prozent der Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto in die Schule bringen. Für gefährliche Situationen vor der Schule genügen diese 30 oder 40 Autos.

Lehrpersonen, Direktionen und Elternvereine an allen Dornbirner Volksschulen engagieren sich bereits mit großem Einsatz, um dem morgendlichen Verkehrschaos entgegenzuwirken. Fast überall wird gezielt auf alternative Haltemöglichkeiten in sicherer Entfernung zur Schule hingewiesen: die sogenannten „Kiss & Go“-Zonen, von denen aus die Kinder die letzten Meter gemeinsam mit ihren Freundinnen und Freunden zu Fuß zurücklegen können, wenn das Auto einmal notwendig ist.

Auch die Dornbirner Stadtpolizei hat jede einzelne Volksschule begutachtet und die Umsetzbarkeit von Schulstraßen sorgfältig geprüft. Umso bedauerlicher ist es, dass bislang keine dieser Schulstraßen realisiert wurde – obwohl sie einfache und wirksame Maßnahmen wären, um die Sicherheit vor unseren Schulen deutlich zu erhöhen.

Geht es nach uns Dornbirner Grünen, gehören Verkehrsberuhigungen und Schulstraßen vor Schulen zur Standard-Ausstattung jeder guten Schule.

Es ist Zeit, unseren Kindern mehr sichere Freiräume zu schaffen, in denen sie allein unterwegs sein können. Mit Schulstraßen vor jeder Volksschule können wir sie beruhigt alleine auf den Weg schicken!

Lasst uns gemeinsam nachfragen, in den Direktionen und im Rathaus, und uns dafür einsetzen, dass Dornbirn wirklich zur Familienstadt wird!